Gehen die Geilenkirchener CDU, SPD, Bürgerliste und Grünen im kommenden Jahr mit einer gemeinsamen Kandidatin in den Wahlkampf um das Bürgermeisteramt? Bereits seit Sommer vergangenen Jahres werden von führenden Kommunalpolitikern hinter den Kulissen lockere Gespräche über die Frage geführt, ob man einen gemeinsamen Kandidaten ins Rennen um das Bürgermeisteramt gegen den amtierenden parteilosen Georg Schmitz schicken soll. Am Montagabend stellte sich dann bei der Sitzung des erweiterten CDU-Stadtverbandsvorstandes auch für manches CDU-Vorstandsmitglied überraschend die parteilose Daniela Ritzerfeld aus Geilenkirchen-Immendorf vor. Die Dezernentin beim Kreis Heinsberg ist leitende Kreisrechtsdirektorin und leitet das Dezernat III mit dem Amt für Soziales, dem Jugendamt und dem Gesundheitsamt des Kreises Heinsberg.
Eine große Mehrheit des CDU-Stadtverbandsvorstandes hat sich nach langer Diskussion in einer Abstimmung am Montagabend für die parteilose Geilenkirchenerin ausgesprochen. In den vergangenen Wochen hatte es immer mal wieder Kritik von CDU-Mitgliedern gegeben, die lieber einen Kandidaten mit einem CDU-Parteibuch gesehen hätten. Deren Widerstand scheint nun gebröckelt zu sein.
Am Dienstagabend verständigten sich die Parteivorsitzenden von CDU (Dirk Kochs), SPD (Marko Banzet), Grüne (Jürgen Benden) und Bürgerliste (Helmut Gerads) nach einer gemeinsamen Besprechung nun offiziell darauf, dass eine gemeinsame Kandidatin oder ein gemeinsamer Kandidat für das Amt des Bürgermeisters gefunden werden soll. Anwesend bei dieser Besprechung war auch Daniela Ritzerfeld.
In einem gemeinsam formulierten Statement erklärten die Parteivorsitzenden am Mittwoch gegenüber unserer Zeitung, Hauptkriterium bei der Kandidatensuche solle die fachliche Kompetenz sein. Dies sei wichtiger als die Parteizugehörigkeit.
Die vier Vorsitzenden sind von ihren Vorständen beauftragt, den bestmöglichen Kandidaten oder die bestmögliche Kandidatin zu finden und diese in den einzelnen Mitgliederversammlungen vorzuschlagen. Eine endgültige Einigung der vier Parteivorstände auf einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten soll noch vor den Osterferien erfolgen.
Auch wenn sich alle vier Parteivorstände vor Ostern auf Daniela Ritzerfeld einigen können, haben die Mitglieder das letzte Wort. Sie können aus rechtlichen Gründen erst ab September ihr Votum abgeben. „Die Chance, einen gemeinsamen Kandidaten gegen Amtsinhaber Georg Schmitz durchzubringen, ist größer, als wenn jeder mit einem eigenen Kandidaten kommt“, erklärt Dirk Kochs. Die Popularität des Amtsinhabers Georg Schmitz scheint in Geilenkirchen ungebrochen zu sein. Die meisten Menschen in der Stadt scheinen ihn zu mögen. Er hat für jeden ein freundliches Wort übrig, man begegnet ihm winkend in der Stadt. Und dann gibt es vom „Schorsch“ ein Lächeln oder Schulterklopfen. Dass seine bisherige Amtszeit aber nicht immer so ganz glücklich verlaufen ist, dass Insider von Anarchie im Rathaus sprechen, scheint ihm nicht zu schaden. Dass er auch in Rats- und Ausschusssitzungen eher Zuschauer ist und nicht gerade durch Kompetenz auf sich aufmerksam macht, bekommen ohnehin die wenigstens Bürger mit. Im Gespräch mit unserer Zeitung hatte es Jürgen Benden bereits im vergangenen Sommer formuliert: der geeignete Kandidat sei für ihn intelligent, unabhängig, weiblich, jung.
Mit Daniela Ritzerfeld glauben die vier Parteichefs, eine geeignete Kandidatin gefunden zu haben. „Jetzt müssen wir aber zunächst einmal unsere Mitglieder mitnehmen“, erklärt Banzet. Stimmen die Parteivorstände zu, muss Daniela Ritzerfeld bis September in den Mitgliederversammlungen um Stimmen werben.
Kochs, Banzet, Benden und Gerads stellen aber klar, dass es bei dieser Übereinkunft nur um den Bürgermeisterwahlkampf geht. Ein gemeinsames Wahlbündnis mit einem gemeinsamen Wahlkampf wird es nicht geben. „Trotzdem müssen wir unsere Parteiinteressen zurückschrauben“, weiß Koch.
Bereits bei der jüngsten Kommunalwahl hatte die CDU bei Ritzerfeld angefragt, ob sie für die Christdemokraten kandidieren wolle. Damals hatte sie mit dem Argument abgelehnt, ihre Kinder seien zu klein. Heute sind ihre beiden Töchter zwölf und16 Jahre alt. „Jetzt habe ich grundsätzlich Lust dazu. Aber die Entscheidung treffe ich natürlich nicht alleine. Da bedarf es jetzt eines Abstimmungsprozesses“, erklärt die 48-Jährige, die von 2013 bis 2018 die Direktion „Zentrale Aufgaben“ der Kreispolizei Heinsberg geleitet und 2018 als Sozialdezernentin in die Kreisverwaltung gewechselt ist. „Ich bin Geilenkirchener Bürgerin und bekomme hautnah mit, was im Rathaus passiert. Diesen Job könnte ich gut ausfüllen“, erklärt sie ihre Beweggründe. „Es kann gelingen, einen gemeinsamen Weg zu finden“, zeigt sie sich auch optimistisch. Derweil vermutet Banzet, dass es auch ein steiniger Weg sein wird. „Aber am schwierigsten war, dass wir uns geeinigt haben.“